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Eine autobiographische Reise in die Lektürewelten eines Meßdieners, Teil 1.
Von Wenzel Storch
Der Speckpater jetzt online.

Der-Speckpater

Nach meinem letzten posting über Tibet hatte ich ein sehr seltsames Gefühl, das ich mir nur mit meiner Vergangenheit erklären kann, als ich der ganzen tibetisch-buddhistischen "Bewegung" sehr nahe stand, mich selbst als Buddhistin bezeichnete und von einer kritischen Sicht auf die Vergangenheit Tibets nicht wirklich etwas wissen wollte. Das alles ist aber sehr lange her und es sind einige Dinge damals geschehen, die mich erst vorsichtig auf Abstand brachten und schließlich wollte ich die religiöse Seite von mir nicht mehr weiter unterstützen. Mein Verstand aber auch meine moralischen Wertvorstellungen vertrugen sich auf einmal nicht mehr mit religiösen Eskapaden und schon gar nicht mit Esoterik und darum geht es u.a. in den tibetisch-buddhistischen Zirkeln.
Die Ereignisse rund um die Unruhen in Tibet, Nepal und Indien, ausgelöst von tibetischen Mönchen, werden auffällig einseitig in den Medien besprochen. Erst dieser Artikel von Spiegelfechter und davon ausgehend weiterführende links zeichneten ein anderes Bild und wie ich finde ein realistischeres. Heute habe ich das Konkret Heft 5 erhalten und es gibt darin zum einen eine gute Kolumne von Hermann Gremliza und dann einen ausführlichen Artikel zur Lage in Tibet und zur Rolle vom Dalai Lama, geschrieben von Colin Goldner, dessen Buch "Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs" erscheint Ende Mai in aktualisierter Neuauflage im Alibri-Verlag.
Wird der Dalai Lama und seine Politik kritisiert, hagelt es ordentlich Prügel wie Christiane Schneider jüngst in Hamburg erfahren hat. Dabei hat sie eigentlich nur ausgesprochen was längst hätte gesagt werden müssen, die Weltgesellschaft hat in den letzten Jahrzehnten keine guten Erfahrungen mit Religionsführern gemacht, die sich als Repräsentanten gesellschaftlicher Opposition in die Politik gedrängt haben. Ich erinnere zum Beispiel an Chomeini. (...) Ein Staat, der auf religiöser Offenbarung aufgebaut ist, versperrt sich demokratischen Verfahren der Willensbildung. (...), und wer sich tatsächlich die Geschichte Tibets bis zur Besetzung durch China anschaut wird an das Mittelalter in Europa erinnert, feudale Zustände mit Sklaverei und Leibeigenschaft auf der einen und Adel und Herrschaft durch Klöster und Mönche auf der anderen Seite. Das hat mit dem friedvollen Bild des Dalai Lama und seiner Kollegen wirklich nicht viel zu tun, es fällt tatsächlich schwer das miteinander zu vereinbaren. Und doch ist diese Historie eine inzwischen nicht mehr zu verleugnende Tatsache. Ob das tibetische Oberhaupt für den Fall einer Rückkehr dann einen säkularisierten Staat mit demokratischen Strukturen errichten hilft bleibt bei seiner immer wieder zu beobachtenden Widersprüchlichkeit fraglich.
Was der Westen davon hätte, dass Tibet autonom würde? Anscheinend ist Tibet geopolitsch interessant, als Brücke zwischen Indien und China, zwei aufstrebende Großmächte mit Hunger auf Ressourcen und das Diktat über die Ressourcen hätte gerne der Westen. Doch aufgepasst, China verfügt als größter Gläubiger der USA über Devisenreserven von 1,4 Billionen Dollar, damit kann eine ziemliche Unruhe auf den internationalen Finanzmärkten entstehen, das noch vorsichtig ausgedrückt.

hihihi

Gestern gab es auf Arte eine Diskussion zum Thema 68er, die ich mir aber nicht sehr lange anschauen konnte, mein Adrenalinspiegel stieg bedrohlich an. Geladen waren zwei Gäste, eine davon Bettina Röhl, der andere war einer der ehemaligen Schüler der Vetruveschule über die es zuvor auf Arte einen Film zu sehen gab. Bettina Röhl zu 68 befragen ist so als ob man in zehn Jahren meine Kinder zu der Kohl-Ära befragen wollte, mit anderen Worten, sie war damals ein Kind, so wie auch ich. Doch da sie sich ja unentwegt als Opfer der 68er betrachtet, stiftet sie in solchen Diskussionen vor allem Gift und Galle und ein reichlich Maß an Unruhe.
Ich halte das inzwischen nicht mehr aus. Doch es treibt mich die Frage an, warum wird in den Medien wie Arte und ARD und ZDF und 3Sat die Zeit um '68 oder wie letztes Jahr "the summer of love" so reduziert auf wenige Figuren wie Uschi Obermeier und Rudi Dutschke (letzterer kann ja leider nicht mehr zu Wort kommen und erhält auch nur wenig Beachtung), anders gefragt, wieso ist das alles auf diesem Boulevardjournalismusniveau? Wo bitte bleiben die Beiträge zu den Ursachen der 68er-Bewegung? Denn von nichts kommt nichts. Wieso wird verschwiegen, dass es eine schwierige sehr repressive Zeit gab, die den wenigsten der heute jungen Generation noch ein Begriff ist, sein kann? Und eine letzte Frage, (denn ich war wie gesagt ja damals ein Kind und später hätte ich in der zweiten Hälfte der 70er Jahre tatsächlich ein 68er Bashing gut gefunden, das dann aber aus anderen Gründen) wo bleibt der Protest der Alt 68er ? Finden die das denn gut wie mit ihrer Vergangenheit umgegangen wird? Oder haben sie, nachdem sie erfolgreich in die Gesellschaft eingebunden wurden oder sich haben einbinden lassen oder selbst verkauft haben oder einfach pragmatisch überleben wollten, vergessen wie es war und wie es immer noch ist, sich gegen die Lüge zu wehren und für die Wahrheit einzusetzen ?

Herr Goldt, ich bin so wie auch der Rest der Familie ein treuer Bewunderer ihrer Texte. Sie haben (nicht nur) diesen Preis verdient.

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Es macht mich misstrauisch diese von den westlichen Medien geputschte Meinungsbildung über die Lage in Tibet zu sehen und suggeriert zu bekommen, dieser Protest sei legitim und als Mensch und Humanist müsse man das unterstützen. Zu dem Thema Unabhängigkeit schreibt Der Spiegelfechter einen sehr sachlichen und ausgewogenen Artikel in dem er sich auch die Frage stellt, warum wieder einmal mit zweierlei Maß gemessen wird wie im Fall Kosovo, als eine ethnische Mehrheit zum eigenen Staat berechtigen sollte aber in der Provinz Srpska in Bosnien wo mehrheitlich Serben wohnen oder auch im Norden des Kosovo der mehrheitlich serbisch ist eine Unabhängigkeit nicht zur Debatte steht.

Weshalb ich den vorletzten Beitrag german next kosovo nannte, die Assoziation war durch die Anerkennung des Kosovo als separaten Staat erfolgt. Jetzt werden viele Kleinstaaten Forderungen nach Unabhängigkeit stellen und als Begründung werden ethnische Zugehörigkeit und oder historische Zufälle herhalten.
Russland warnte, dass mit der Anerkennung Kosovos eine weltweite Pandora-Büchse geöffnet werden könnte.

und historischer Hintergrund kann hier gehört und hier gelesen werden zu dem aktuellen Konflikt zwischen Tibetern und der chinesischen Regierung.

Wenn ich herausfinden möchte was zurzeit in Tibet eigentlich los ist, komme ich auf merkwürdige Meldungen. Rufen doch schon eilig alle zum Boykott der olympischen Spiele auf. so auch bei rebelart.
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Schnell fand ich widersprüchliche Meldungen zur Lage in Tibet und es wunderte mich, weshalb ausgerechnet jetzt ein Aufstand statt findet und dann auch noch ausgelöst durch friedliche Mönche? Myanmar ist noch nicht lange her, doch wenn ich mich dort noch für die Mönche einsetzen wollte, bin ich dieses Mal vorsichtiger. Erst fand ich dieses Video


dann las ich bei Indymedia eine immerhin differenziertere Sicht der Lage in Tibet:

Zusammenfassend lässt sich wohl sagen, dass bei dem Umgang mit bürgerlicher Presse extreme Vorsicht geboten sein muss. Antichinesische bzw. antikommunistische Ressentiments sind noch immer weit verbreitet. Eine Destabilisierung China, auch von Aussen, klingt erstmal gar nicht so weit hergeholt. China als enorme Wirtschaftsmacht wurde schon immer kritisch bzw. ängstlich beäugt. Belegbar ist dies natürlich vorerst nicht. Hier soll nicht die chinesische Tibetpolitk blind gerechtfertigt werden. Fakt ist aber, durch den chinesischen Einfluss wurde einem barbarischen feudalistischen System die Grundlage entzogen. Fakt ist aber auch, dass viele Tibeter dort, mit dem wie es jetzt ist, unzufrieden sind und sich benachteiligt fühlen bzw. benachteiligt werden.
oder man kann auch Stefan Niggemeier lesen : ein Nepal für ein Tibet vormachen

Sollte es tatsächlich zu pogromartigen Aufständen gekommen sein, möchte ich mal wieder zitieren: Not in my name!

ist der vielleicht letzte aufrechte Christdemokrat, erinnern wir uns doch an seine Ablehnung des deutschen Einsatzes im Kosovo. In der Konkret 4/April 2008 wird ein Interview aus dem Freitag vom 29.Februar zitiert:

"(Das Kosovo) ist...ein Protektorat und wurde bezeichnenderweise von Afghanistan als erstem Staat anerkannt. Spöttische Zungen sagen, das sei verständlich, denn jeden Tag gelange nach Polizeiangaben eine halbe Tonne Heroin aus Afghanistan in das Kosovo."

 

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